v.l.n.r. stehend:
Physiotherapeut Uwe Klassen, Kathy Radzuweit, Judith Sylvester, Verena Veh,
Co-Trainer Christian Zeyfang, Bundestrainer Hee Wan Lee, Birgit Thumm, Olessya Kulakova, Jana Müller,
Mannschaftsartz Dr. Toni Kass
v.l.n.r. knieend: Sylvia Roll, Angelina Grün, Beatrice Dömeland,
Kerstin Tzscherlich, Tanja Hart, Atika Bouagaa
Ähnlich wie bei der Volleyball-Nationalmannschaft der Männer markierte der Zusammenschluss
der beiden Deutschen Volleyball-Verbände aus Ost und West auch im Bereich der Frauen einen Neubeginn.
Im selben Jahr der Verbandszusammenführung, dem Jahr 1991, konnte bei der Europameisterschaft in Italien sogleich
getestet werden, ob das, was zusammengehört auch schon zusammengewachsen war. Am Ende stand mit dem dritten Platz
einerseits ein recht ansehnliches Resultat. Andererseits wurde die Qualifikation für die Olympischen Spiele 1992 in
Barcelona verpasst, da nur die ersten beiden Teams teilnehmen durften.
Somit musste die Deutsche Frauen-Nationalmannschaft das Jahr 1992 ohne nennenswerten Höhepunkt verbringen.
Im Jahr darauf fuhr die Auswahl von Trainer Siegfried Köhler, der den Posten des DVV-Bundestrainers am 20. November 1990
übernommen hatte, zur Europameisterschaft nach Tschechien, wo man am Ende Platz fünf erreichte.
Als einen „Super-Erfolg“ wertet der ehemalige Chefcoach des DDR-Frauen-Nationalteams (1985-1990) den fünften Platz bei den
Weltmeisterschaften in Brasilien 1994, als man internationale Topteams wie Südkorea, China und die USA schlagen konnte.
Im darauf folgenden Jahr 1995 konnte man an die Leistungen anknüpfen. Bei der Europameisterschaft in Holland stieß die
Mannschaft bis zum Entscheidungsspiel um Platz 3 vor, dass jedoch gegen Russland verloren wurde. Mit dem vierten Platz war
aber die Qualifikation für die EM 1997 in Tschechien geschafft.
Als Erfolgsjahr ging zweifellos auch das Jahr 1996 in die jüngste deutsche Volleyballgeschichte ein. Bei der
Olympiaqualifikation, die im Rahmen des traditionsreichen Bremer Turniers ausgespielt wurde, besiegte die Auswahl
Köhlers mit Holland, Kroatien und Russland drei absolute Spitzenteams und bahnte sich damit den Weg nach Atlanta. Dort
wurde
ein Platz unter den besten acht Nationen angepeilt. Insgeheim erhoffte man sich Rang fünf. Doch im entscheidenden Spiel
gegen Holland unterlag man mit 2:3 und verpasste damit das Spiel um die Plätze fünf und sechs.
Nach den starken Jahren von Anfang bis Mitte der Neunziger, in denen vor allem die Leistungsträgerinnen der ehemaligen
DDR-Auswahl das gute Spielniveau prägten, war im Jahre 1997 mit Blick auf die Olympischen Spiele 2000 in Sydney eine
Verjüngung der Mannschaft angesagt. Die erheblichen Veränderungen im Kader hatten natürlich auch einen bestimmten
Substanzverlust zur Folge. Bei den Europameisterschaften in Tschechien war dies deutlich zu spüren. Die Mannschaft
schied bereits in der Vorrunde aus.
Als es schließlich beim Bremer Turnier im Januar 1998 um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Japan ging, wich
Köhler
von seiner radikalen Verjüngung ab. Mit Nancy Celis und Susanne Lahme reaktivierte er zwei Italien-Legionärinnen, die mit
ihrer Leistung maßgeblich zum Qualifikationserfolg in Bremen beitrugen. Mit drei Siegen gegen die Slowakei, Griechenland
und
Weißrussland wurde die Teilnahme an der WM in Japan gesichert.
Dort erlebten Köhler und seine Spielerinnen jedoch ein Fiasko: Bereits nach dem ersten Gruppenspiel war die WM gelaufen.
Die Mannschaft unterlag völlig überraschend der Dominikanischen Republik mit 2:3 und erholte sich von diesem Schock nicht
mehr. Die folgenden Spiele gegen Russland und Brasilien verlor die DVV-Auswahl ohne große Gegenwehr.
Das desolate Abschneiden bei der WM veranlasste die DVV-Verantworlichen um Präsident Werner von Moltke zum Handeln:
Bundestrainer Siegfried Köhler wurde als Trainer von Hee Wan Lee abgelöst und leitet nun als Sportdirektor die
Geschicke des Verbandes. Der Südkoreaner Lee hatte nun die Aufgabe, die Mannschaft zur Europa-meisterschaft nach
Italien (21.-26.9.99) zu führen. Mit einer jungen Mannschaft trat der Südkoreaner zu seinem ersten großen Turnier als
verantwortlicher Bundestrainer an und konnte gleich einen großen Erfolg verbuchen: Mit überraschenden Siegen über Polen
und Kroatien wurde der Sprung ins Halbfinale geschafft. Zwar unterlag man dort der „Über-Mannschaft“ aus Russland, und
auch das Spiel um Platz Drei gegen Italien ging verloren, aber die deutsche Mannschaft hatte gezeigt, dass mit ihr wieder
zu rechnen ist.
Was sich in Italien angedeutet hatte, setzte die deutsche Auswahl eindrucksvoll nur knappe drei Monate später in die Tat
um: Verstärkt mit einigen routinierten Spielerinnen wurde beim Bauer Cup in Bremen, der europäischen
Olympia-Qualifikation,
die starke Konkurrenz aus Rumänien, der Ukraine, der Niederlande, Italien und Kroatien geschlagen und der Sprung nach
Sydney gelang völlig überraschend schon in Bremen.
Und in Sydney gelang der Mannschaft um Erfolgstrainer Hee Wan Lee, die von Lee angestrebte Minimalplatzierung
"Platz acht“
eindrucksvoll. Mit Siegen über Peru, Italien und Kroatien belegten die Spielerinnen um die überragende Hanka Pachale
den hervorragenden 6. Platz
Dieser Erfolg sollte natürlich bei der EM 2001 in Bulgarien fortgesetzt werden. Doch die deutsche Mannschaft konnte die
Lücken von Susanne Lahme und Christina Schultz, die nach den Olympischen Spielen von Sydney ihren Rücktritt von der
Nationalmannschaft erklärten, nicht kompensieren. Zudem spielte das Team nicht gut und musste sich somit mit einem
bescheidenen 9. Platz zufrieden geben.
Das Jahr 2002 begann hervorragend für die deutsche Mannschaft: Beim Grand Prix in Asien errangen Grün & Co.
einen sensationellen 3. Platz – direkt hinter Russland und China. Die Träume für eine erfolgreiche WM schienen nun
Realität
werden zu können. Doch nur wenige Wochen später machte sich Enttäuschung breit im deutschen Lager. Nur mit sehr viel Mühe
konnte die starke Vorrundengruppe mit dem späteren Weltmeister Italien überstanden werden. Doch in der Zwischenrunde kam
nach drei Niederlagen gegen die Niederlande, Brasilien und die USA das „Aus“. Ein 10. Platz bei der WM im eigenen Land –
alle hatten sich mehr versprochen.
Doch nur ein Jahr später herrschte wieder eitel Sonnenschein im deutschen Frauenlager: Mit nur einer Niederlage,
ausgerechnet
im Halbfinale gegen Polen (2:3), gewannen die DVV-Frauen nach zehnjähriger Medaillen loser Zeit mit der Bronzeplakette
endlich wieder Edelmetall.